ARD-Sportschau / WDR „sport inside“: Sprecher des Dopingopfer-Hilfevereins Uwe Trömer wird Strafanzeige gegen Thomas Köhler erstatten

Der Sprecher des Dopingopfer-Hilfevereines, Uwe
Trömer, wird juristisch gegen den ehemaligen Vizepräsidenten des
Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB), Thomas Köhler, vorgehen. „Ich
werde in den nächsten Tagen bei den Berliner Behörden Strafanzeige
gegen Thomas Köhler stellen. Der Grund ist die falsche Darstellung
historischer Fakten. Verbunden ist damit eine Verhöhnung der
Dopingopfer“, sagte Trömer gegenüber der ARD-Sportschau und der
WDR-Sendung „sport inside“. Laut Trömer prüfe der
Dopingopfer-Hilfeverein derzeit darüber hinaus die Möglichkeit einer
Sammelklage gegen Köhler.

Der zweimalige Rodel-Olympiasieger Köhler hat in seinem in der
vergangenen Woche erschienenen Buch „Zwei Seiten der Medaille“ das
Staatsdoping in der DDR zugegeben und Doping von Sportlern ab 16
Jahren eingeräumt. Von Kinderdoping will er nichts gewusst haben,
schreibt er in seinem Buch. Aus einem Strafbefehl gegen Köhler aus
dem Jahr 1999, der Sportschau und „sport inside“ vorliegt, geht
allerdings hervor, dass unter den dort aufgeführten zumeist
minderjährigen Sportlerinnen sogar eine elfjährige Schwimmerin aus
Dresden war, die Anabolika zur Leistungssteigerung erhalten hat.
Köhler habe, so heißt es in dem Strafbefehl, in 99 Fällen Hilfe
geleistet, die Gesundheit von Menschen zu schädigen.

Nach Köhlers Veröffentlichungen ist die politische Debatte um eine
Rente für DDR-Dopingopfer neu entbrannt. In der ARD-Sportschau und
„sport inside“ fordert der Vizepräsident des Deutschen Bundestags,
Wolfgang Thierse (SPD), eine solche Rente. „Das halte ich für absolut
angemessen. Dopingopfer sind so wie andere Opfer des
DDR-Unrechtssystems Opfer. Das muss man nun anerkennen“, sagte
Thierse. „In nachgewiesenen Fällen müssen Opfer, die durch Doping
schwer geschädigt worden sind, auch die Chance bekommen, eine
zusätzliche Rente zu erhalten, da sie häufig in ihrer
Erwerbstätigkeit eingeschränkt sind und damit auch im Erwerb von
Rentenansprüchen“, so Thierse weiter.

Die Sportausschuss-Obfrau der Bundestagsfraktion von Bündnis
90/Die Grünen, Viola von Cramon, kündigte konkrete Schritte an: „Wir
gehen es jetzt an, eine gesetzliche Grundlage für die Rentenansprüche
der Dopingopfer zu schaffen. Wir werden das im
Bundestags-Sportausschuss auf die Tagesordnung setzen. Wir müssen uns
darüber mit allen Fraktionen verständigen“, so von Cramon. Auch der
Deutsche Olympische Sportbund, DOSB, positioniert sich in diese
Richtung. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper sagte gegenüber dem
WDR: „Wir sind dafür, dass die Bundesregierung die Dopingopfer in das
Opfer-Entschädigungsgesetz mit einbezieht.“ Bislang waren anerkannte
Opfer des DDR-Dopingsystems nach dem Dopingopfer-Hilfegesetz mit
Einmalzahlungen abgefunden worden. Nach ARD-Informationen hat die
DOSB-Spitze für Oktober ein Gespräch mit Bundesjustizministerin
Leutheusser-Schnarrenberger terminiert, wo unter anderem über das
Thema „Rente für DDR-Dopingopfer“ gesprochen werden soll.

Mehr zu dem Thema sehen Sie heute (Sonntag, 19.9.) ab 18 Uhr in
der Sportschau im Ersten. Den vollständigen Beitrag sendet das
Hintergrundmagazin „sport inside“ am Montagabend (20.9.) ab 22.45 Uhr
im WDR Fernsehen.

Pressekontakt:
Julia Frizen
WDR-Pressestelle
Telefon 0172 2537961
julia.frizen@wdr.de

Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen