Brief einer deutschen Urlauberin an den TVB: „Tirolurlaub, wie man ihn sich vorstellt“

Als ich meine Familie gefragt habe, was sie heuer im Sommerurlaub machen möchte, waren die Antworten breit gefächert. Die sechsjährige Tochter möchte im Urlaub gerne einmal auf dem Pferd sitzen. Mein achtjähriger Sohn würde gern einmal am Lagerfeuer sitzen und Brot backen und mein Mann würde gern einen Tag in der Urlaubswoche für sich haben, um auch einmal mit dem Mountainbike auf einer der Transalpetappen zu fahren. Und ich hätte da auch noch zwei, drei Wünsche: Ich stelle mir einen kleinen See in den Bergen vor, wo ich mich gemütlich ins Gras legen kann und meine Kinder friedlich am Spielplatz oder im Wasser spielen können. Außerdem würde ich gern einmal auf eine schöne Alm wandern und dort die frische Bergmilch probieren. Meine Freundin hat mir erzählt, daß die Almmilch viel intensiver schmeckt, als die Milch, die wir zu Hause im Supermarkt kaufen können. Nach einiger Suche im Internet habe ich mich für einen Sommerurlaub in Tirol entschieden. Die Silberregion Karwendel zwischen Kufstein und Innsbruck schien mir passend. Von München aus braucht man mit dem Auto nur noch eine gute Autostunde, da müssen wir nicht so lange fahren. Ich habe mir die Prospekte bestellt und die haben mich dann endgültig überzeugt. Im Sommermagazin fand ich all das, was ich und meine Lieben sich von einem Urlaub gewünscht haben – es gab sogar noch einige Dinge mehr. Aber davon später. Meine Familie war schnell Feuer und Flamme und so wurde gebucht. Wir fuhren also gleich zu Beginn der Sommerferien los. In Weerberg angekommen wurden wir gleich von der freundlichen Vermieterin begrüsst. Sie hat bereits auf uns gewartet und zur Begrüßung gab es etwas zu trinken, sehr angenehm nach der Fahrt. Wir haben uns dann erstmal auf die hölzerne Bank vor dem Haus gesetzt und den Ausblick genossen. Wunderbar bei Sonnenschein – obwohl wir in Deutschland noch schlechtes Wetter hatten. Die Vermieterin erklärte uns, dass Tirol sehr viele Sonnentage hat, was viele gar nicht wissen. „Der Föhn macht das möglich, er bringt die warme Luft hierher, während es dann z. B. in Südtirol schlechtes Wetter hat“, meinte sie. Uns war es recht und so schmiedeten wir gleich Pläne für die nächsten Tage. Am ersten Urlaubstag wurde mein „Wunsch“ erfüllt: Wir machten eine kleine Almwanderung. Zuerst mit dem Auto ein paar Minuten nach Stans und dann ging es durch die Wolfsklamm hinauf zur Stallenalm. Das türkisgrüne Wasser in der Schlucht sorgte auch für gute Stimmung bei den Kindern, die anfangs von der Wanderung nicht so begeistert waren. Aber diesem Naturschauspiel kann sich einfach keiner entziehen. Stufe für Stufe steigt man entlang des schönen Wassers, immer wieder Wasserfälle – man möchte eigentlich gleich hineinspringen. Oberhalb der Klamm könnte man noch zu einem Kloster gehen, wir wollten aber zu einer Alm und bogen links ab. Vor der Alm war ich begeistert, von den schönen Almwiesen und den zackigen Bergspitzen rundherum. Bei der urigen Stallenalm kehrten wir dann ein und genossen den Rundumblick. Mein Mann wäre am liebsten von hier mit dem Mountainbike weiter, als er andere Biker vorbeifahren sah. Zufrieden und entspannt kamen wir in unserer Unterkunft an. Am nächsten Tag spürten wir den Muskelkater in unseren Beinen. Damit war klar, dass wir einen ruhigeren Tag machen. Die Tochter wollte das Schloss Tratzberg besuchen, der Sohn das Silberbergwerk. Was tun? Wir ließen uns breitschlagen und besuchten in der Früh gemeinsam das Silberbergwerk und nachmittags das Schloss. Es war beides sehr beeindruckend. Unter welchen Bedingungen früher die Bergleute hier das Silber aus dem Berg geholt haben ist bemerkenswert. Interessant war, dass hier scheinbar im Mittelalter viel Geld gemacht wurde. Damals entwickelte sich Schwaz zur zweitgrößten Stadt nach Wien. Wir unternahmen aufgrund dessen nach dem Bergwerksbesuch auch noch einen Stadtrundgang. Bemerkenswert waren die vielen alten Gebäude und die Fußgängerzone. Dort genossen wir auch mit historischer Kulisse unser Mittagessen. Zum Schloss Tratzberg mussten wir dann ein paar Minuten den Berg hinauf wandern – der Muskelkater „jaulte“ kurz auf, aber nach 15 Minuten standen wir vor den erhabenen Schlossmauern. Der Innenhof ist auf den ersten Blick beeindruckend. Aber auch die anderen Räume haben es mir angetan. Für die Kinder war es auch interessant, sie bekamen gleich wie wir eine Hörspielführung – aber in Märchenfassung. Mein Mann und ich hatten mehr geschichtliche Daten im Ohr. Am nächsten Tag wollte ich noch mal wandern, mein Mann mountainbiken und die Kinder haben von der Vermietern von einem Besuch im Reitstall gehört – sogar kostenlos mit der Gästekarte. Also teilten wir uns. Mein Mann hat sich ein Mountainbike ausgeliehen (die Auswahl war riesig) und ist wie gewünscht hinaufgefahren zur Weidener Hütte, wo auch schon die Profis bei der Alpenüberquerung gefahren sind. Ich habe die Kinder zum „Familiennest“ gebracht, wo sie von den Betreuern herzlich empfangen wurden. So konnte ich meinen Tag auf dem Kellerjoch verbringen, einem wunderbaren Aussichtsberg. Am Abend hatten dann alle von schönen Erlebnissen zu erzählen. Die Kinder wollten am nächsten Tag gleich wieder in das Familiennest (übrigens mit der Gästekarte auch kostenlos). Wir stimmten zu und ich wagte mich nun auch einen Tag auf das Mountainbike. Allerdings mit Motor! So etwas habe ich noch nicht gesehen. Aber es war super, so konnte ich mit meinem Mann zusammen fahren und wir waren gleichzeitig oben. Abends holten wir dann die Kinder wieder von Betreuung ab, sie hatten schon Urlaubsfreunde gefunden. Für den nächsten Tagen haben wir uns gemeinsam zu einer Canyoningtour angemeldet. Schon wieder ein Highlight. Nach der kurzen Einweisung ging es in die Anzüge und hinein ins kalte Wasser. Bald war es aber angenehm warm und gerade mein Sohn war mehr als angetan. Am frühen Nachmittag war alles vorbei und wir verbrachten den restlichen Tag am kleinen Bergbadesee in Terfens. Dort konnten die Kinder am Wasserplatschplatz spielen und wir ließen uns einfach nur die Sonne auf den Bauch scheinen. Am nächsten Tag ging es dann leider schon wieder zurück nach Hause – obwohl wir unsere „Programmpunkte“ noch gar nicht alle geschafft hatten. Zuviel wäre interessant gewesen. Ich denke, wir werden sicher noch mal in diese Silberregion Karwendel fahren, vielleicht das nächste Mal im Winter, dann werden dort nämlich kostenlose Skikurse für Kinder angeboten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hier wirklich in Ordnung und egal ob man in einer Ferienwohnung oder im kinderfreundlichen Hotel übernachtet, die Kinderbetreuung ist kostenlos – das ist nicht selbstverständlich. Die Natur ist mit dem Karwendel und den Tuxer Alpen traumhaft schön, wir haben uns gut entspannt.

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