Sie reisen nach London und werden in Kensington wohnen? Egal, wo Sie unterkommen, die meisten Hotels in Kensington befinden sich in der Nähe des „South Kensington Fußgängertunnels“. Dieser verläuft unterirdisch von der U-Bahn-Station bis hin zum berühmten Naturkundemuseum sowie dem Naturhistorischen Museum.

Dies klingt vielleicht zuerst einmal nicht gerade nach dem verlockendsten Weg zu einer Sehenswürdigkeit. Doch tatsächlicher ist er weit interessanter, als Sie denken.

Der Tunnel

Zugegeben, der Tunnel ist kein architektonisches Meisterwerk. Sie werden daher auf Ihrem Weg durch ihn mit Sicherheit keine beeindruckten Touristen finden, die Fotos machen. Es handelt sich um einen langen, unterirdischen Gang aus Ziegelstein aus dem 19. Jahrhundert. An sich ist das kein Wunder der Technik, da er vergleichbar mit einigen anderen, weniger bekannten Plätzen in London ist. Wenn Sie mehr darüber nachlesen, werden Sie allerdings einen Einblick in den Arbeitseifer der viktorianischen Menschen bekommen. Falls Sie also dachten, Immobilienspekulationen und grenzenloser Enthusiasmus wären in London ein eher modernes Problem, dann haben Sie sich geirrt.

Der Beginn von Kensington als Zentrum der Museen

London suchte lange nach einem Zentrum für seine Ausstellungen und die ersten davon fanden in den 1880er Jahren auf einem Gelände statt, das heute dem Imperial College gehört. Ein unternehmenslustiges und (wie später bekannt wurde) überoptimistisches Bahn-Unternehmen baute einen langen Tunnel namens „South Ken“. Dieser ermöglichte es Fußgängern, von der Station zu den Ausstellungen zu gelangen, ohne sich die Kleidung auf den damals sehr dreckigen Straßen zu beschmutzen.

Das Unternehmen handelte dabei natürlich nicht vollkommen selbstlos. Zusätzlich zum Fahrgeld mussten die Passagiere noch einen weitern „1d“ (einen alten Penny) bezahlen, um den Tunnel benutzen zu dürfen – Natürlich nicht ohne zu sich zu beschweren. Den wichtigen und üblicherweise gutbetuchten Fußgängern, die in den vornehmen Hotels in Kensington lebten, schien die Gebühr aber unwichtig zu sein.

Doch diese Situation war nur von kurzer Dauer. Nur kurz nach der Eröffnung veränderte sich die Mode und es kamen neue Ideen auf. Innerhalb kürzester Zeit zogen die größten Ausstellungen Londons auf ein neues Gelände. Heute findet man dieses in Olympia. Plötzlich wollte niemand mehr den nun überflüssigen Tunnel benutzen und die, die es taten, hatten nicht die Absicht, dafür zu zahlen. Bewohner der umliegenden Hotels in Kensington und Passagiere gingen einfach einen anderen Weg und brauchten den Tunnel nicht mehr. Das Geld blieb also fast über Nacht aus.

Aussichtslose Zeiten

Der Tunnel wurde geschlossen und stand viele Jahre leer ohne benutzt zu werden. Letztendlich gab es 1908 aber eine rettende Idee: der Tunnel sollte renoviert und wieder dazu genutzt werden, die Museen, die sich nun auf dem Gelände befanden, zu verbinden. Diesmal allerdings kostenlos!

Und auch wenn die Straßen heutzutage sauberer sind, sind sie doch genauso befahren. Der Tunnel erfreut sich daher einer hohen Beliebtheit, vor allem bei schlechtem Wetter. Viele Tausende Menschen nutzen ihn jeden Tag auf ihrem Weg von oder zu den Museen. Und nur wenige kennen wahrscheinlich die beeindruckende Geschichte des Tunnels.

Insgesamt sind es diese kleinen Einzelheiten und Anekdoten der vergangenen Epochen, die einen Aufenthalt in einem der Hotels in Kensington zu einem so schönen Erlebnis machen.

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