Zwanzig Millionen Touristen besuchen Venedig
im Jahr, das ist Segen und Fluch zugleich. Donna Leon ist deswegen
nicht immer gut zu sprechen auf die Heimatstadt ihres Commissario
Brunetti. Aber sie zeigt Ute Brucker ihre Lieblingsecken wie den
Rialto-Markt. Donna Leon kauft dort ein, und ihre Freundin Biba
zaubert daraus ein Mittagsmahl wie bei den Brunettis zu Hause. Aus
den kulinarischen Treffen der beiden Freudinnen wurde auch das Buch:
„Bei den Brunettis zu Gast“. Jungen Venezianern macht die Stadt
Probleme, viele ziehen aufs Festland, raus aus den Massen, hin zu
attraktiveren Jobs. Aber einige suchen erfolgreich nach Nischen, um
blei-ben zu können: Alice und Franz haben einen Liefer-Service für
die Kunden kleiner Bio-Bauern gegründet. Sie benutzen dafür
Ruderboote wie früher. „Diese Stadt ist für Ruder-boote gebaut“, sagt
Alice, „aber ganz wenige Venezianer rudern noch in den Kanälen, das
finde ich schade.“ Damit wollen sie beitragen zum Schutz der Kanäle,
die durch die wach-sende Zahl der Motor-Boote stark angegriffen sind.
Die Geheimnisse der Lagune verrät Fischer Alberto; er kennt ihre
Untiefen und Launen bei jedem Wetter. Seine Frau Mirella stammt von
der Glasbläserinsel Murano und kann noch manche Handarbeit zeigen,
die dort traditionell in den Familien erledigt wurde. Alberto und
Mirella sind mit der deutschen Schriftstellerin und Journalistin
Petra Reski befreundet, die seit mehr als zwanzig Jahren in Venedig
lebt. Längst beherrscht sie die besondere Gangart der Venezianer,
gezielt und ohne Verzögerung durch die Touristenströme zu steuern.
„Man hört am Schritt, ob es ein Venezianer ist“, sagt Petra Reski.
Ute Brucker folgt ihr durch die Stadt, durch Kanäle und Paläste und
ins Staatsarchiv mit seinen kilometerlangen Gängen. Dort arbeitet ein
Archivar, der in seiner Freizeit historische Gondeln restauriert. Auf
Samt und Seide setzen der Unternehmer Lino Lando und seine Söhne,
eine der weni-gen eingesessenen Firmen, die nicht aufs Festland
gezogen sind. Und schließlich geht es auf Tauchgang mit Spezialisten,
die unter Wasser dafür sorgen, dass uns Venedig noch eine Weile
erhalten bleibt. Ständig sind sie unterwegs, um zu reparieren, was
durch den dichten Verkehr auf den Kanälen kaputt geht. „Was die
Venezianer vor Jahrhunderten erfunden haben, war nicht für Motorboote
und große Kreuzfahrtschiffe gedacht“, sagt Pao-lo. „Irgendwann wird
Venedig untergehen.“
„Traumstädte – Stadtinseln: Venedig“, Pfingstmontag, 20. Mai 2013,
19.15 bis 20 Uhr, Das Erste
Kostenloses Fotomaterial unter ard-foto.de Pressekontakt: Sandra
Christ, Tel. 0711 92911038, sandra.christ@SWR.de
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