„Wandern für das Erinnern“ beim Alpine Peace Crossing

Rast auf der Bergwiese bei der Friedenswanderung (Tourismusverband Krimml)
 

„Verblasste Spuren – Fluchtraum Gebirge“ ist der Titel des diesjährigen Krimmler Dialogforums. Am selben Tag startet das alljährliche Alpine Peace Crossing (02.–03.07.22) auf der Fluchtroute, die vor 76 Jahren bis zu 8.000 Holocaust-Überlebende von Österreich über den Alpenhauptkamm nahmen.

Das Krimmler Dialogforum (01.07.23) wird alljährlich „gegen das Vergessen“ veranstaltet. Bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung widmen Barbara Staudinger und Julya Rabinowich ihre Beiträge dem Schwerpunktthema „Verblasste Spuren – Fluchtraum Gebirge“. Staudinger ist Historikerin und Direktorin des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben und wird einen Impulsvortrag über die Historie jüdischer Flucht halten. Die österreichische Schriftstellerin, Kolumnistin, Dramatikerin, Malerin und Dolmetscherin Julya Rabinowich thematisiert in ihren Romanen immer wieder Fluchtgeschichten. Sie wird aus ihren Arbeiten lesen.

Programm
Samstag, 01.07.23, 15–19 Uhr: Dialogforum Krimml – Volksschule Krimml
Sonntag, 02.07.23, ab 6 Uhr: Gedenkwanderung

Anmeldung für Dialogforum und Gedenkwanderung verpflichtend auf: alpinepeacecrossing.org

17. Alpine Peace Crossing

Tradition hat auch die Gedenkwanderung (02.07.23) am darauf folgenden Tag. Sie ist dem Erinnern und zugleich allen Flüchtlingen der Welt gewidmet. Die Teilnehmer nehmen die Strapaz einer achtstündigen Wanderung durch hochalpines Gelände bis nach Kasern auf sich, um dem Schicksal von 8.000 jüdischen Holocaust-Überlebenden zu gedenken. Diese mussten im Jahr 1947 zu Fuß die grüne Grenze über den 2.634 Meter hohen Krimmler Tauern bewältigen, um von Italien weiter nach Palästina reisen zu können. Nach wie vor ist es ein weitgehend unbekanntes Kapitel der antisemitischen Vergangenheit in Europa, dass polnische, rumänische, ungarische, tschechische und slowakische Holocaust-Überlebende auch nach Ende des Krieges offener Feindschaft ausgesetzt waren, sobald sie in ihr altes Zuhause zurückkehren wollten. Zwischen 1945 und 1948 wurden deshalb etwa 250.000 bis 300.000 Jüdinnen und Juden aus Osteuropa illegal in die westlichen Besatzungszonen geschleust. Solche „Displaced persons“ lebten etwa im Saalfeldener Lager Givat Avoda (hebräisch: „Hügel der Arbeit“) und konnten nicht legal über die Grenze nach Italien weiterreisen. Die jüdische Organisation Bricha half ihnen bei der Flucht über den Krimmler Tauern nach Italien und von dort weiter nach Palästina. Für das Alpine Peace Crossing kommen jedes Jahr Menschen aus aller Welt im Salzburger Nationalparkort Krimml zusammen. Sie setzen gemeinsam Schritte gegen die Verharmlosung von Antisemitismus, Xenophobie und Rassenhass. Die Wanderung wird auch begleitet von historischen Fakten und Gedanken zum Thema Flucht, das angesichts des anhaltenden Ukrainekrieges aktueller denn je ist.

Ablauf der Wanderung
06:00 Uhr: Abfahrt mit Taxis vom Tourismusbüro Krimml zum Krimmler Tauernhaus
07:00 Uhr: Krimmler Tauernhaus – Begrüßung und gemeinsamer Abmarsch
08:00 Uhr: Hain der Flucht – 1. Station mit Rahmenprogramm
09:00 Uhr: Windbachalm – 2. Station mit Rahmenprogramm (Umkehrpunkt der Kurzvariante – Rückkunft zum Tauernhaus ca. 11:30 Uhr, von dort zu Fuß oder per Tauerntaxi retour nach Krimml)
11:00 Uhr: Pyramide beim Talschluss – 3. Station mit Rahmenprogramm (Umkehrpunkt der Mittelvariante – Rückkunft zum Tauernhaus ca. 15:00 Uhr, von dort zu Fuß oder per Tauerntaxi retour nach Krimml)
16:00 Uhr: Ankunft der Standardvariante in Kasern (Südtirol/Alto Adige), Empfang mit Buffet durch die örtlichen Bürgermeister, anschließend Rücktransfer mit Bussen nach Krimml – Ankunft in Krimml ca. 21:30 Uhr

Anmeldung für Dialogforum und Gedenkwanderung verpflichtend auf: alpinepeacecrossing.org

Theaterwanderung auf der historischen Fluchtroute

Seit 2016 kann man die „Flucht über die Berge“ auch in Form der authentischen Krimmler Theaterwanderung in memoriam Marko Feingold miterleben. Der spätere Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg hatte vier Konzentrationslager überlebt und kämpfte Zeit seines Lebens gegen das Vergessen. Er war maßgeblich an der Organisation der Flucht über den Tauern beteiligt und rekonstruierte mit dem Bergführer Viktor Knopf die einstige Fluchtroute. An einigen Originalschauplätzen inszeniert das teatro caprile die „Flucht über die Berge“ in packenden bis bisweilen auch heiteren Szenen. Die Schauspieler und ihr Publikum erwecken so ein Stück Lokal- und Weltgeschichte zum Leben. Sie wandern von Krimml über den alten Wasserfallweg hinauf zum Tauernhaus und weiter zur Windbachalm (1.880 m) im ursprünglichen Krimmler Achental. Nach dem Schlussakt auf der Windbachalm und dem Abstieg geht es vom Krimmler Tauernhaus zurück nach Krimml. www.teatro-caprile.at

teatro caprile: „Flucht über die Berge“
Termine: 23./24./25./30.06.23 und 01.07.23.
Treffpunkt: 08:30 Uhr beim Musikpavillon in Krimml – Start: 08:45 Uhr Musikpavillon Krimml.
Tickets: Tourismusverband Krimml: Tel. 0043/(0)6564/7239-0 / info@krimml.at / Preise p. P.: 45 Euro / Gruppen ab 10 Personen 40 Euro / Jugendliche und Schülergruppen bis 18 Jahre 25 Euro (Taxitransfers inklusive)

Anmeldung: Tourismusverband Krimml, +43 6564 7239 0, info@krimml.at

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