Bad Griesbach (11.12.10/jk) – Werner Kugelmann machte beim 13. Senioren-Schach-Open Bad Griesbach die besten Züge: Der 64-jährige Deutsche-Bahn-Beamte aus Donauwörth setzte sich mit 5,5 Punkten aus sieben Runden ungeschlagen durch. Gunnar Johnsen (Tromsö/Norwegen) wiederholte mit 5,0 Punkten und bester Feinwertung seinen zweiten Platz aus dem Vorjahr. Dritter wurde der vierfache Open-Sieger IM Josef Pribyl mit ebenfalls 5,0 Punkten. 42 Denksportler im Alter über 50 Jahre aus vier Nationen waren im Aktiv & Vital Hotel Residenz im niederbayerischen Bad Griesbach vom 5. bis 11. Dezember 2010 am Schachbrett aktiv.
Werner Kugelmann, an Nummer zwei gesetzt, hatte das Turnier immer angeführt. In der vierten Runde remisierte er „großmeisterlich“ nach wenigen Zügen gegen den Favoriten IM Josef Pribyl. In der fünften Runde bezwang Kugelmann den stark aufspielenden Dr. Felix Winiwarter (Krems/Aut), der in der sechsten Runde Turnier entscheidend den Favoriten Pribyl besiegte. Mit zwei Unentschieden in den Schlussrunden sicherte sich Werner Kugelmann den Vorsprung. Ebenfalls ungeschlagen blieb Gunnar Johnsen, der sich mit drei Siegen und vier Unentschieden heuer vor IM Pribyl platzierte.
Fit durch Jogging auf Griesbacher Höhen
Der Turniersieg zählt zu den größten Erfolgen von Werner Kugelmann. Bisher war er zweimal Meister bei den deutschen Bundesbahnmeisterschaften im Schach. Sein Ziel beim Griesbacher Open war es, unter die ersten Drei zu kommen. Der Erfolg am Schachbrett kommt nicht von ungefähr: Werner Kugelmann joggte während des Turniers viermal rund fünf Kilometer zwischen Bad Griesbach und Karpfham und hielt sich so fit für die mit unter sechs Stunden an den Figuren. „Gute Kondition am Brett ist entscheidend“, sagt der Turniersieger. Mit 14 Jahren lernte er das „Königliche Spiel“ von Klassenkameraden. „Keiner wollte Mühle oder Dame spielen, so musste ich gezwungenermaßen Schach lernen“, erinnert sich Kugelmann an seine Zeit am Realgymnasium Donauwörth. Fast 25 Jahre war er beim SC Lauingen aktiv, spielte in der Landesliga. Die Mannschaft löste sich auf, in dieser Saison wechselte er zum TSV Wertingen, wo er in der Schwaben Liga 2 auf Brett eins spielt. Mit einer internationalen Wertungszahl ELO von 2230 zählt er zu den besten 50 Spielern in Schwaben.
Seine Lieblingseröffnung mit Weiß ist Bauer e4, mit den schwarzen Steiner ist er „variabel“, wie der Turniersieger sagt. Höchstens vier längere Schachwettbewerbe spielt er im Jahr. Mehr lässt der Beruf noch nicht zu. Im nächsten Jahr hat der Beamte bei der Deutschen Bahn mehr Zeit für sein Hobby, wenn er in Pension geht. Dann hat er auch mehr Zeit mit seinem Enkelsohn eine Partie zu spielen, dem er das Königliche Spiel näher gebracht hat.
Zum dritten Mal war der Norweger Gunnar Johnsen (65) zu Gast im Rottal. Er macht eine Woche Urlaub, mit dem Turniersieg hat es heuer knapp wieder nicht gereicht. Der Militärjurist aus Tromsö fühlt sich über 3.000 Kilometer vom Eismeer entfernt wohl: „Das Wetter ist wie in Norwegen“, sagt er. Die einzige Dame im Feld war zum ersten Mal an Rottaler Brettern: Renate Seyffarth (56) aus St. Ingbert im Saarland kam mit 4,0 Punkten auf den hervorragenden 14. Platz.
Schirmherr Bürgermeister Jürgen Fundke freute sich, dass sich die Denksportler in der Kurstadt wohl gefühlt haben. Er hatte sich unter der Woche Zeit genommen, den Brettstrategen aus vier Nationen über die Schulter zu schauen. Er ehrte die Sieger des Turniers und der Sonderwertungen: Beste Dame: Renate Seyffarth (St. Ingbert), bester Spieler über 70 Jahre: Dr. Felix Winiwarter (Krems/Aut), bester Spieler über 60: Friedrich Woeber (Krems/Aut); DWZ-Wertungen: Unter 1800: Ortwin Bock (SK Landshut), Unter 1700: Anton Königl (FC Ergolding), Unter 1600: Dr. Hans Mahrla (SC Eichenau), U 1500: Lothar Filbry (Bad Neustadt).
„Ein gutes Gedächtnis ist die beste Versicherung für einen Schachspieler“, sagt Randolf Gänger vom Hauptsponsor Allianz Gänger und Guerra OHG, die zu den größten Agenturen Bayerns zählt. Anders als auf dem Schachbrett kann man sich im richtigen Leben gegen unglückliche Ereignisse versichern, so der Versicherungsexperte. Randolf Gänger (60) hat selbst mit sechs Jahren das königliche Spiel von seinem Vater gelernt und war Ende der 60er Jahre Mitglied beim Schach-Klub Erding. Er unterstützte das Turnier heuer zum ersten Mal als Hauptsponsor. Weitere Sponsoren sind die Wunsch-Hotels, das Kurmittelhaus Bad Griesbach, die Volksbank Vilshofen, die Rottaler Raiffeisenbank, die VR Bank Rottal-Inn und Arco Bräu.
Als Turnierleiter hatte Werner Schubert, Bezirksspielleiter des niederbayerischen Schachverbandes, die Auslosung mit einem Computer-Programm geleitet. Nach 147 Partien ohne Streitfälle standen die Sieger fest. „Die Schachfamilie des Bad Griesbacher Opens wächst von Jahr zu Jahr“, freut sich Turnier-Organisator Josef König (Pfarrkirchen). Über 90 Prozent der Denksportler seien schon einmal dabei gewesen. „Die Denksportler fühlen sich wohl und kommen wieder“, war seine Bilanz.
Endstand: 1. Werner Kugelmann (Donauwörth/TSV Wertingen) 5,5 Punkte/7 Partien/31,5 Buchholz-Wertung; 2. Gunnar Johnsen (Tromsö Sjakklubb/Norwegen) 5,0/31,0; 3. IM Josef Pribyl (Prag/CZ) 5,0/30,5; 4. Dr. Felix Winiwarter 5,0/30,0; 5. DI Friedrich Woeber (beide SGM Voest Krems/Aut) 5,0/28,5; 6. Jan Holub (Vrsovice Praha /CZ) 5,0/28,0; 7. Ortwin Bock (SK Landshut) 4,5/27,0; 8. Rudolf Lamprecht (SV Höhenkirchen) 4,5/26,0; 9. Helmut Stöhr (TV Altötting) 4,5/25,5; 10. Dr. Wolfgang Weinwurm (Spg. Ternitz-Gloggnitz/Aut) 4,0/31,0; 11. Alexander Wist (SK Landshut) 4,0/30,0; 12. Heinrich Boldt (TSV Kareth-Lappersdorf) 4,0/28,0/14,25; 13. Anton Königl (FC Ergolding) 4,0/28,0/13,75; 14. Renate Seyffarth (St. Ingbert) 4,0/27,5; 15. Norbert Simmon (Schwabing München) 4,0/27,0; 16. Günther Seyffer (St. Ingbert) 4,0/26,5; 17. Heinz Ulmer (SC Adlkofen) 4,0/25,5; 18. Werner Schubert (TV Geiselhöring) 4,0/25,0; 19. Siegfried Klimpel 4,0/24,5, 20. Peter-Axel Krase (beide TSV Kareth-Lappersdorf) 4,0/23,0; 21. Gerhard Dallmeier (SK Roland Weißenfels) 3,5/24,0/9,75; 22. Roland Müller (SV Lauf a. d. P.) 3,5/24,0/9,75; 23. Herbert Kiefer (SC Ansbach) 3,5/21,5; 24. Borys Bilyavskyy (FC Ergolding) 3,5/21,0; 25. Dr. Hans Mahrla (SC Eichenau) 3,5/20; 26. Peter Sierian (TSV Aidenbach) 3,0/27,5; 27. Herbert Schuster (SK Landshut) 3,0/24,0; 28. Horst Schindler (SV Höhenkirchen) 3,0/22,5; 29. Reinhard Klein (RTA München) 3,0/22,5; 30. Alfred Rösch (SG Schwabing München) 3,0/22,5; 30. Gottfried Eglseder (SC Unterpfaffenhofen) 3,0/22,5; 32. Lothar Filbry (Bad Neustadt) 3,0/22,0; 33. Dietrich Laber (SF Botvinik Steinsfurt) 3,0/20,5; 34. Rudolf Kammel (SC Bavaria Regensburg) 2,5/25,0; 35. Dr. Hermann Post (SC Rottal) 2,5/21,0; 36. Josef Knabl (SK Bad Aibling) 2,5/20,5; 37. Walter Erhard (SC Bavaria Regensburg) 2,5/20,5; 38. Günter Zorn (FC Ergolding) 2,0/19,5; 39. Josef Seidl (TSV Kreuzberg) 2,0/16,5; 40. Reinhold Fritz (TSV Kößlarn) 1,5/19,5; 41. Heinz Alefs (SC Eichenau) 1,0/20,5; 42. Karl Ruf (SK Neuperlach) 1,0/17,5.
Ausführliche Rundentabellen: http://www.koenig-online.de/schach/gri2010/gri2010.html
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