10 Jahre Weltrekorde: Christian Flühr holte vor 10 Jahren seinen ersten Ski-Weltrekord

Was damals in Obertauern eher ein PR-Gag für das Skigebiet (O-Ton der Liftbetreiber) werden sollte, entpuppte sich sehr schnell als sportliche Ausnahmeleistung, vor der heute noch die Menschen am Radstädter Tauernpass ihren Hut ziehen. Christian Flühr wird auch in diesem Winter wieder an die Wurzeln seiner Karriere zurückkehren. Im Hotel Rigele Royal mitten in Obertauern wird er am 20.11. die neue Saison eröffnen und danach mit den Gästen des Hotels eine Woche lang exklusiv auf den Weltrekordspuren wandeln. Christian Flühr freut sich jetzt schon auf die Zeit: „Auch wenn es den Schlepplift, der damals für mich die ersten 2 Nächte über lief, heute gar nicht mehr gibt, komme ich immer wieder gerne ins Rigele Royal an den Tauernpass. Irgendwie begann ja damals alles für mich dort. Wenn mir damals jemand profezeiht hätte, was daraus würde, hätte ich diese Person für komplett verrückt erklärt.“ Am 17. Dezember 1999 stieg Flühr nach mehr als 68 Stunden von den Ski und hatte damit den davor existierenden Rekord (60:21 h) des kanadischen Ex-Weltcuprennläufers Ed Podwinsky deutlich nach oben geschraubt.

Ein Rekord, der Christian Flühr seitdem nicht mehr loslässt: „Sicherlich war Obertauern damals eine Initialzündung nach einer Grenze auf Ski zu suchen, die ich bis heute nicht gefunden habe. Ich erinnere mich noch ganz genau an die beiden Rekordfahrten, die es 1999 und 2001 am Radstädter Tauernpass gab!“ Seinen zweiten Triumph feierte Flühr einen Winter später mit 103:21 h, als er als erster Mensch mehr als 100 Stunden nonstop auf Ski stand.

Danach ging es für Flühr bei zwei erfolgreichen Weltrekordverbesserungen in der SkiWelt Wilder Kaiser weiter (130:06 h und 168 h/1 Woche), zweimal steigerte er in Oberaudorf (200:08 h und 222:22 h) diese Bestleistung und 2006 betrat er in Zell am See auf der Schmittenhöhe wiederum menschliches Neuland mit 242:42 h nonstop auf Ski. Den aktuell gültigen Rekord von 264 Stunden nonstop errang Flühr im Januar 2008 bei teilweise widrigsten Wetterbedingungen in Obergurgl. Darüber hinaus stellte Christian Flühr zwei Ausdauerrekorde in der Halle auf und verbesserte die bestehenden Rekorde der meisten an einem Tag benutzten Liftanlagen und der meisten abgefahrenen Höhenmetern in 24 Stunden. Insgesamt sind das bis heute 12 Weltbestleistungen.

Gegner gab die Jahre über einige, die dem deutschen „Mister Marathonski“ diesen Ausdauer-Weltrekord auf Ski streitig machen wollten, aber sich immer wieder die Zähne an ihm ausgebissen haben. „Ja, da gab es einige Kandidaten. Einige, die sich wirklich mit sportlichem Ehrgeiz an die Sache herangewagt haben und einige andere, die mit dubiosen Leistungen, die nicht immer nachvollziehbar waren, aufgewartet haben. Einer möchte dabei herausheben, der mir wirklich positiv in Erinnerung geblieben ist. Der Australier Nicky Willey. Er hatte mal den Rekord kurzzeitig nach Thredbo geholt.“ Erzählt Flühr weiter.

Nach 10 Jahren Weltrekordjagd geht der gebürtige Oberhausener an die Sache heute ganz anders heran als zu Anfang. Was aus einer spontanen Idee entstand, ist heute reiner Profisport. „Ich kann leider das nicht nebenbei machen, das geht nur mit einer langen Vorbereitung.“ Berichtet Flühr. Die Belastungen sind nicht nur mit einer Tour de France auf dem Fahrrad zu vergleichen, sondern stellen durch den Schlafentzug nahezu unmenschliche Anforderungen an den Extremsportler, der längst auch zum Forschungsobjekt diverser Mediziner geworden ist.

Auf eines legt der Weltrekordler aber Wert: „Ich bestehe darauf und kann das auch anhand von Tests dokumentieren, meine Leistungen sind alle absolut sauber erbracht worden. Doping weise ich ganz weit von mir und lehne das ich in jeder Form ab. Es sei denn es geht um Kaiserschmarrn.“ Das ist die Flühr`sche Leib- und Magenspeise

Seit Anfang August trainiert Christian Flühr wieder. Es soll der letzte Winter im Leistungssport werden. Seinen Rücktritt kündigte er zwar schon mehrfach an, aber Taten ließ er dann doch nicht folgen. Das soll 2010 aber anders werden, Christian dazu: „Ja, es reicht langsam. Ich habe einen Korb voller einmaliger Erlebnisse, die mir kein Mensch mehr nehmen kann, in mir, aber es wird Zeit für neue, andere Ziele. Mit 36 denkt man vielleicht doch einmal unwillkürlich an Familie. Wenn eines in meinem Leben nicht so geklappt hat, dann war es das private dauerhafte Glück. Daran zu arbeiten, ist doch auch ein schöne Aufgabe.“

Auf den genauen Zeitpunkt des Abschieds von den Brettern, die für Flühr ein Jahrzehnt die Welt bedeuteten, will sich der Sportler aber nicht ganz genau festlegen, da es in der Planung noch ein paar Unbekannte gibt. „ Ob der Abschied im April oder Mai erfolgt ist total egal, aber er kommt am Ende des Winters. Davor würde ich gerne die 299+X Stunden auf Ski in Angriff nehmen. Mein Team und ich sind dafür bereit. Das liegt jetzt eher an der Zusage eines Veranstaltungsortes. Darüber hinaus würde ich gerne noch einmal als Vorläufer im Weltcup, am liebsten auf der Streif, starten, um letzte Zweifel bei meinen Kritikern an meinen skifahrerischen Fähigkeiten auszuräumen. Und den Abschied vom Leistungssport auf Ski vielleicht auf Sand oder in einer Halle fernab der normalen Wintersportorte zu feiern, hört sich doch gut an! Mal sehen was der Winter bringt!“ schließt Flühr, der sich auf den kommenden Winter freut, mit einem Lächeln auf den Lippen. Weitere Informationen zu Christian Flühr auch unter www.cf-1.net

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