81,6 Kilo im Müll

(Klartext Online) Dass die Deutschen zu viel Essen wegschmeißen, ist bekannt. Wie viel, das wusste niemand so genau. Bislang. Denn Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner hat heute in Berlin eine aktuelle Studie über Lebensmittelabfälle in Deutschland vorgelegt. Die Untersuchung der Universität Stuttgart kommt zu dem Ergebnis, dass Industrie und Handel, Großverbraucher und Privathaushalte jährlich rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel als Abfall entsorgen.
Laut Studie entsteht der Großteil dieser Lebensmittelabfälle in Privathaushalten (61 Prozent). Jeder Bundesbürger wirft durchschnittlich 81,6 Kilogramm weg – im Wert von 235 Euro. Bei einem Vier-Personen-Haushalt summiert sich der Betrag auf ganze 940 Euro. Auf Deutschland hochgerechnet sind das 21,6 Milliarden Euro, die die vermeidbare Verschwendung kostet. Gemüse und Obst landen übrigens am häufigsten im Dreck.
Aigner: Wir leben in einer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft
?Wir leben in einer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft. In Deutschland und Europa wird viel zu viel weggeworfen, wertlos gemacht, vernichtet. Jeder von uns kann seinen Beitrag leisten, die Verschwendung wertvoller Ressourcen zu stoppen. Es ist Zeit für einen Bewusstseinswandel ? und für mehr Wertschätzung für unsere Lebensmittel?, erklärte Aigner. Ihr Bundesministerium (BMELV) startet deshalb Ende März einer Informationskampagne für Verbraucher namens ?Zu gut für die Tonne?. Aigner: ?Wir wollen den Menschen nützliches Wissen und praktische Tipps vermitteln über den Umgang mit Lebensmitteln ? vom Einkauf, über die richtige Lagerung bis hin zur Verarbeitung in der Küche. Auf einer neuen Internet-Plattform werden alle Informationen gebündelt?.
Mindesthaltbarkeitsdatum führt in die Irre
Warum aber landen die Lebensmittel im Müll? Das versuchte eine Forsa-Umfrage herauszufinden. 84 Prozent der Deutschen gab an, dass ihnen meist ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) Anlass gäbe, dass Lebensmittel schlecht seien, sobald das MHD überschritten ist. Ein fatales Missverständnis. Denn das MHD ist lediglich eine Art Gütesiegel, das die tadellose Produktqualität bis zu genannten Termin gewährleistet. Danach ist vielleicht etwas weniger Kohlensäure im Mineralwasser, schlecht ist es deswegen aber noch lange nicht. Das MHD macht also eine sehr allgemeine Aussage und verunsichert damit viele Verbraucher.
In Zukunft könnten neue Technologien das MHD ergänzen. Das Unternehmen Bizerba setzt auf ein Etikett mit einer speziellen Druckfarbe, die sich desto schneller entfärbt, je länger das Produkt warm gelagert wird. Marc Büttgenbach, Sales Director Labels and Consumables, erklärt: ?Das TTI-Etikett dokumentiert die Kühl-Historie jeder einzelnen Verpackung. Es zeigt an, ob die Kühlkette an irgendeiner Stelle unterbrochen wurde ? beim Hersteller, Händler oder auch beim Verbraucher selbst.?
Immer mehr Bundesländer setzen das Thema auf die Agenda. Die EU-Kommission und das Europäische Parlament arbeiten ebenfalls an konkreten Vorschlägen zur europaweiten Reduzierung der Wegwerfraten. Aigner fordert eine konzentrierte Aktion aller Akteure: ?Erfolg werden wir im Kampf gegen die Müllberge nur haben, wenn alle an einem Strang ziehen ? Bund und Länder, EU-Kommission und Mitgliedstaaten, Handel, Industrie, Landwirtschaft, Gastronomie ? und nicht zuletzt die Verbraucher.?

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4 Kommentare "81,6 Kilo im Müll"

  1. Peer   31. März 2012 at 14:28

    Das ist natürlich schon erschreckend und ein direktes Ergebnis unseres Frischewahns. Was die Werbung mit knackfrischen Produkten da über Jahrzehnte in die Köpfe suggeriert hat, wirkt sich nun negativ aus.

    Zudem haben sehr viele Menschen kaum Erfahrung im Garten oder ähnliches. Und dann wird alles weg geschmissen, was nicht mehr perfekt aussieht.

    Wenn man an dieser Stelle dagegen steuern könnte, wäre das sicher ein großer Erfolg und etwas sehr gutes für die Umwelt.

  2. Micha   1. Oktober 2015 at 1:35

    Ja dieser Frischewahn und dass sogar Wasser ein Ablaufdatum hat ist schon sehr verwirrend. Wieviel Gutes könnte man mit all den nicht verkauften Lebensmitteln tun. Aber nein, da werden Sie in Mülltonnen geworfen, verschlossen und wehe es versucht sich jemand daran zu bedienen, dann gibt es auch noch eine Anzeige wegen Diebstahl.
    Da lob ich mir, dass es mitlerweile Initiativen gibt, die hier Gegensteuern und zumindest eine Lebensmittel retten um sie da zu verteilen, wo sie gebraucht werden.

    Nun gut, trotzdem allem muss man sagen: Die Welt ist eben nicht perfekt, und sie wird es auch nie sein. Wir können nur unser bestes tun.

  3. Jens   5. Dezember 2015 at 11:28

    Ja ja das gute alte MHD!

    In anderen Ländern längst nicht mehr Pflicht. Leider scheiben die Hersteller lieber ein kurzes MHD auf Ihre Verpackungen damit die Kunden dieses Produkt nicht so lange lagern können. Das hat den vorteil das die Leute schneller in den Laden wieder kommen oder das Produkt nach dem MHD einfach entsorgen.
    Ich selbst tute mich allerdigs auch schwer Lebensmittel die über dem MHD liegen zu essen. Ich bin dort wohl schon zu sehr geprägt…

    In ärmeren Ländern essen die Leute direkt aus dem Müllwagen…. Geht auch und dort steht auch kein MHD drauf.

  4. Mario H.   9. Mai 2019 at 23:50

    Ja das ist schon ziemlich erschreckend was da so alles in den Müll wandert. Wenn man sich die Daten mit heutigem Stand (also Jahre nach der Artikelveröffentlichung) anschaut, wird es wahrscheinlich noch viel desaströser ausschauen.

    Fakt ist doch, dass es uns hier innerhalb Europas noch zu gut geht.

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