April 2013 – Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die Konzentration auf die Verbesserung existierender Technologien in der sich schnell verändernden Welt der Formel 1 zu mehr Erfolg führt als der Versuch, die nächste große Innovation zu erfinden. Formel 1-Rennteams hingegen, die ständig versuchen, anhand neuer Innovationen Wettbewerbsvorteile zu erlangen, könnten in Wirklichkeit ihre Erfolgschancen beeinträchtigen.
Dr. Paolo Aversa der zur City University London gehörenden Cass Business School leitete ein Forschungsteam, das alle strategischen Faktoren, die die Formel 1-Wettbewerbe zwischen den Saisons 1981 und 2010 beeinflussten, statistisch auswertete. Zu dem Team zählten Dr. Alessandro Marino (University of Pennsylvania), Dr. Luiz Mesquita (Arizona State University) und Dr. Jay Anand (Ohio State University).
Die Ergebnisse zeigen, dass die Anpassung der Fahrzeugtechnologie an geänderte Vorschriften erfolgsversprechender ist, als nach neuen innovativen Lösungen zu suchen. Dies gilt vor allem in Jahren, in denen die FIA die Teams dazu zwingt, bedeutende Veränderungen an der Technologie ihrer Fahrzeuge vorzunehmen.
Die Erforschung neuer technischer Lösungen hebt die bereits hohe Komplexität auf eine Stufe jenseits der Kompetenz der Teams und mindert dadurch die Wirksamkeit und die Zuverlässigkeit der technologischen Innovation.
Die Forscher blickten auf die Saison 2009 zurück, um diese Dynamik zu erläutern. Zwei junge und relativ unerfahrene Teams belegten in der Konstrukteursweltmeisterschaft den ersten (Brawn GP) und zweiten Platz (Red Bull) und gewannen zusammen 14 der insgesamt 17 Rennen der Saison.
Der Grund: 2009 entwickelten sowohl Brawn GP als auch Red Bull einfache und zuverlässige F1-Fahrzeuge ohne „Schnickschnack“, die die neuen technischen Vorschriften der FIA erfüllten. Beide vermieden das nicht obligatorische „KERS-System“, das zu der Zeit eine noch nicht ausgereifte und damit unzuverlässige Technologie war.
Dr. Aversa erklärt: „Unsere Studie enthält wichtige Ergebnisse für Experten in Krisenzeiten und Zeiten der Ungewissheit. Manager tendieren häufig zu Aktion und glauben mehrheitlich an ein immer ausgeprägteres positives Verhältnis zwischen Innovation und Leistungssteigerungen. Unsere Theorie und unsere Ergebnisse deuten jedoch bei Veränderungen im Umfeld auf einen möglichen Wendepunkt hin, was den Wert einer Innovation betrifft. Ist dieser Punkt überschritten, können Unternehmen möglicherweise feststellen, dass Verbesserungen über die aktuellen Anforderungen des Umfeldes hinaus ihrer Leistung schaden.
Anders gesagt: Wenn andauernde Turbulenzen im Wettbewerbsumfeld es schwierig machen, zukünftige Szenarien vorherzusehen, sind Experimente nicht immer die gewinnbringendste Lösung. In solchen Fällen sollten Unternehmen sich auf das Wissen konzentrieren, über das sie bereits verfügen, und ihre aktuelle Technologie bestmöglich nutzen, um sie an die Anforderungen des Wettbewerbsumfeldes anzupassen.“
Die Studie ist Teil eines internationalen Forschungsprojektes, dessen Ziel es ist, die Leistungsimpulse in der Formel 1-Industrie zu verstehen. 2012 wurde Dr. Aversa, ein Experte für Auto- und Motorsportstrategien, von der Exekutivagentur für die Forschung der Europäischen Union mit dem prestigereichen Marie-Curie-Stipendium ausgezeichnet.
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