Juliusturm-Turnier: Ridvan überzeugt, Aydin vor Abschied

Ein anstrengendes Wochenende war es gewesen – eines, das es in sich hatte, wie gemalt für die Berliner Boxfans. In der Nacht zum Sonntag hatte noch „König“ Arthur zum Auftakt des Super-Six-Turniers in der Arena am Berliner Ostbahnhof einen Last-Minute-Knockout über den US-Amerikaner Jermain Taylor gefeiert, am nächsten Morgen schon (Sonntag, 18.10.09) standen die Nord-Weddinger beim traditionellen Nachwuchsturnier um den Juliusturmpokal im Ring. Den Wettbewerb, der bereits zum 29. Mal ausgetragen wird, richtet seit Jahren der Spandauer Box-Club 1926 aus. Mit BBV-Präsident Peter Miesner steht ein erfahrener, engagierter Turnierleiter an der Spitze.

Trotz guter Organisation und optimalen Rahmenbedingungen verlief das Turnier nicht für alle Nord-Weddinger optimal. Vor rund 200 Zuschauern musste Mohamed „Momo“ Alp im Halbfinale gegen einen starken Gegner von Hertha BSC eine herbe Niederlage einstecken. Boxerisch und konditionell eindeutig unterlegen, zeigte der 16-Jährige eine seiner schwächsten Leistungen im Dress der Nord-Weddinger. „Momo muss noch härter an sich arbeiten, um in Zukunft nicht wieder so vorgeführt zu werden“, fiel auch die Analyse von Trainer Deutschmann kritisch aus. Vor allem Schlaghärte und technische Fähigkeiten sollen in der wöchentlichen Trainingsarbeit verbessert werden…

Für die anderen Nord-Weddinger lief ebenfalls nicht alles rund: Ali El-Salah verlor nach gutem Beginn gegen einen Boxer vom SC Koryo unglücklich nach Punkten. Önder Vekiloglu musste eine empfindliche Niederlage (Bodenbekanntschaft inklusive) gegen einen starken Rechtsausleger von den Neuköllner Sportfreunden hinnehmen.

Einen überzeugenden Kampf lieferte Sever Ridvan, der trotz einigen Pfündchen
Übergewicht seinen durchtrainierten Gegner vom Boxclub Isigym eindeutig beherrschte. „Ridvan hat seinen Gegner an die Wand geboxt“, resümierte später Jugendsportwart Adem Aydin, der den Fight seines Vetters aufmerksam am Ring verfolgte. Trotz Größen- und Reichweitennachteilen boxte der junge Weddinger technisch und taktisch klug, setzte zudem noch Wirkungstreffer und ließ seinem Kontrahenten nicht den Hauch einer Chance. In der letzten Runde flog das Handtuch als Zeichen der Aufgabe und Ridvan war dieses
Mal der umjubelte (einzige) Juliusturm-Turniersieger für Nord-Wedding. „Hoffentlich nimmt der Junge diesen starken Kampf als Motivationsspritze für die kommenden Wochen“, blickte Trainer Deutschmann schon wieder in die Zukunft, die harten Trainingseinheiten im Kopf.

In der Zukunft müssen sich die Verantwortlichen auch auf einen Abgang einstellen. Adem Aydin, seit einigen Jahren Jugendsportwart und nebenbei sympathischer Schwergewichtler mit ordentlich „Dampf“ in beiden Händen, wird den SV Nord-Wedding aus familiären Gründen zum Jahresende verlassen. Sowohl aus sportlicher als auch aus menschlicher Sicht ist dies ein schmerzlicher Verlust. Adem hat in der Vergangenheit als Repräsentant des Vereins Verbandstermine wahrgenommen, Verwaltungsaufgaben bewältigt und als Bindeglied zwischen Trainerteam und Athleten bei bundesweiten Boxfahrten ausgeholfen. Zuverlässigkeit, Engagement, Herzblut und Fleiß zeichneten den jungen Teenager aus. Durch seine Persönlichkeit hat er auch das Bild des Vereins bei den Offiziellen des Berliner Boxverbandes um Einiges aufgewertet. „Adem musste sich mit erfahrenen Trainern und alten Hunden auseinandersetzen – nie habe ich ein Klagen gehört. Sie haben diesen jungen Mann respektiert und ich bin mir sicher, dass sie sich insgeheim auch so einen
engagierten Jugendsportwart gewünscht haben“, so Trainer Deutschmann, der, obwohl er noch nicht ganz damit abgeschlossen hat, bereits nach anderen engagierten Jungsportlern im Verein sucht: „Die Lücke müssen jetzt andere wieder schließen.“ Von Pjeter Domgjonas und Ali El-Bardan erhofft er sich in Zukunft ein ähnlich engagiertes Auftreten.

Vielen Dank Adem Aydin, der SV Nord-Wedding wünscht für den Neubeginn im Allgäu und die berufliche Zukunft alles Gute.

Pascal Jochem, Pressesprecher Boxabteilung SV Nord-Wedding

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