Silberregion-Brauchtum: Immateriell aber von unschätzbarem Wert

Glühwein am Adventsmarkt genießen (c) Angélica Morales (TVB Silberregion Karwendel)
 

Von den Krampussen über die Anklöpfler bis zu den Mullern: In der Silberregion Karwendel leben zwischen Advent und Fasching heidnische und frühchristliche Traditionen auf. Das besonders einprägsame, archaische und gelebte Tiroler Brauchtum zählt zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.
Krapfen, Zelten, Groiggn und das typische Schwazer Traditionsgebäck „Migala“, ein süßes Schwarzbrot mit Rosinen und einer streng geheimen Gewürzmischung: Sie gehören zum Advent in der Silberregion Karwendel wie Krampus und Nikolaus und wie der unverkennbare Duft aus Glühwein, gebratenen Kastanien und gebrannten Mandeln, der diese Zeit umgibt. Alles zusammen lernen Besucher bei einem der traditionellen Christkindlmärkte kennen, am Maximilianplatz in Schwaz, am Vorplatz der Stadtgalerien oder im Reitlinger Park beim Jenbacher Museum. Während das traditionelle Weihnachtsgebäck allen schmeckt, sind manche von den „Toifln“ weniger angetan. Ihre schweren Larven (Holzmasken) werden sehr oft noch in der Region handgeschnitzt, von Handwerkern, die das ganze Jahr an ihren Kunstwerken arbeiten. Und auch wenn die Fratzen furchtbar anzuschauen sind: Zur Beruhigung der Gemüter verteilt der Nikolaus kleine Geschenke an die Kinder.
Wer klopfet an?
Advent ist in der Silberregion Karwendel die stillste Zeit im Jahr, aber auch die der Anklöpfler. Der Brauch wird im Unterinntal seit Generationen gepflegt und zählt seit zehn Jahren zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Als Hirten verkleidete Sänger des Volksliedchors gehen mit Wetterfleck, Laternen und langen Hirtenstöcken von Haus zu Haus. Sie klopfen mit ihren Stöcken auf den Boden und stimmen Lieder an, um die Geburt Jesu zu verkünden. Das mehrstimmige und wohlbekannte „Wer klopfet an“ ist dabei natürlich nicht wegzudenken. Wo treffen Urlauber die Anklöpfler am einfachsten? Am dritten Adventsonntag im Rablhaus am Weerberg. Die holzgetäfelte Stube in dem rund 300 Jahre alten Tiroler Bauernhaus verleiht ihrem Auftritt einen besonders passenden Rahmen und eine ganz besondere Akustik.
Muller lärmen dem Frühling entgegen
Auch der Fasching hat in der Silberregion Karwendel längst UNESCO-Kulturerbe-Status erlangt. Verantwortlich dafür sind die Muller, das sind Perchtenfiguren, die es in dieser Ausprägung nur im Unterinntal gibt. Der Brauch reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück, das Wort „Muller“ selbst stammt aus dem Mittelhochdeutschen und steht für einen herabhängenden Mund, ein finsteres Gesicht. Bis zu 75 Muller (Maskierte) sind an den Läufen jeden Fasnachts-Donnerstag zwischen Dreikönig und Aschermittwoch auf der Straße. Darunter so genannte Kletzler, Zottler, Zaggeler, Krawitler, Flitscherler, Hexen, Bären und Bärentreiber, der Weiße, der Melcher, der Altbäuerische und der prächtige Spiegeltuxer als zentrale Figur. Schuhplattler, Schellenschlager, Ziachaspieler und Musikkapellen begleiten die Gruppen. Ihre Maskierungen symbolisieren im Wesentlichen die vier Jahreszeiten, ihr Lauf ist eine Art Schauspiel, der Höhepunkt ein Tanz. Beim Laufen, Springen und Drehen erzeugen sie mit ihren riesigen Kuhglocken, Rasseln, Holzklötzen, Glöckchen und lautem Geschrei einen unüberhörbaren Krach, der den Winter vertreiben und für Fruchtbarkeit im Frühling sorgen soll. www.silberregion-karwendel.com
Schwazer Advent
24.11.23: Feierliche Illuminierung des Schwazer Christbaumes – Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, Schwaz
24.11.–23.12.23: Schwazer Advent – Maximilianplatz Schwaz
04.12.23: Barbaratag – Maximilianplatz Schwaz
17.12.23: Anklöpfler im Rablhaus – Weerberg
Fasnacht in der Silberregion Karwendel
02.–04.02.24: Fasnacht mit Jubiläumsfest der Muller– Weer
08.02.24: Unsinniger Donnerstag – Schwaz
Anreise Silberregion Karwendel
Pkw: Autobahn A12 (Inntalautobahn) Ausfahrten Wiesing, Schwaz oder Vomp.
Bahn: Zielbahnhöfe Stans, Jenbach und Schwaz.
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