WAZ: Der Euro, WIR und die Griechen. Kommentar von Ulrich Reitz

Griechenlands neue Regierung könnte den Hellenen
jetzt ja mal Mut machen: In fünf Jahren geht es unserem Land wieder
gut, wir können endlich wieder über uns selbst bestimmen und dann
werden wir hoffentlich auch einmal Deutschland im Fußball schlagen.
Es stimmt schon: Selten war ein Fußballspiel so politisch aufgeladen
wie das heute Abend, wenn wir gegen die Griechen spielen. Wir? Ja,
wir. Die Jahre, in denen dieses Wir als politisch unkorrekt galt,
sind vorbei und der beste Beweis dafür sind die schwarz-rot-goldenen
Fähnchen an deutschen Autos. Das größte Land mit der größten
historischen Schuld ist inzwischen nicht nur als untadelig
demokratisch, sondern als liberal, tolerant und weltoffen in Europa
angesehen. Gerade jetzt ist diese gelassene Souveränität gefordert.
Andere Länder, auch Griechenland, wollen, dass Deutschland (noch)
mehr Geld gibt für den Euro und falls es sich weigert, soll es ein
schlechter Europäer sein. Das ist Unsinn, allein weil niemand schon
jetzt so viel zahlt wie Deutschland. Und auch unsere Elf wird nicht
so weit gehen, die Griechen gewinnen zu lassen, nur um ihnen beim
Sparen ein besseres Gefühl zu geben.

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