Report Mainz: Abgehängte Bahnhöfe – Kritik und Forderungen aus zwölf Verkehrsministerien

Zwölf Verkehrsministerien fordern die Deutsche Bahn
auf, ihr Fernverkehrsangebot nicht weiter auszudünnen. Damit
reagieren die Bundesländer auf eine von „Report Mainz“ heute
präsentierte Statistik (www.reportmainz.de), nach der 110 Bahnhöfe
seit 1999 vom Fernverkehr abgehängt wurden.

Das Verkehrsministerium Nordrhein-Westfalens kritisiert die
Entwicklung im Fernverkehr der Deutschen Bahn in einer Stellungnahme
für „Report Mainz“ als „eine kontinuierliche Ausdünnung des
Angebots“. „Das Land beobachtet mit Sorge diesen Rückzug des
Fernverkehrs aus der Fläche“, schreibt auch das Verkehrsministerium
Schleswig-Holstein an „Report Mainz“ und das Verkehrsministerium
Baden-Württemberg: „In den letzten Jahren wurde auch das danach noch
verbliebene Fernverkehrsangebot weiter ausgedünnt.“

Das hessische Verkehrsministerium klagt: „Für Fahrgäste sind diese
Angebotsreduzierungen mit Fahrzeitverlängerungen, Umwegfahrten und
Mehrkosten verbunden.“ Das Verkehrsministerium in Brandenburg teilt
mit: „Brandenburg ist von der Fernverkehrspolitik der Bahn besonders
negativ betroffen. In der Landeshauptstadt Potsdam halten schon lange
keine ICE mehr und ein nennenswertes Fernverkehrsangebot existiert
kaum noch. Brandenburg war gezwungen, die von der Bahn eingestellten
Fernzüge durch vom Land zu finanzierende Regionalzüge zu ersetzen.
Von daher sehen wir das Agieren der DB AG sehr kritisch.“

Der Bremer Senat beklagt in seiner Stellungnahme, dass
„Bremerhaven seinen Fernverkehrsanschluss vollständig eingebüßt“
habe. Der Berliner Senat kritisiert, „dass der überwiegende Teil des
Fernverkehrs von Berlin in die ostdeutschen Großstädte und
Oberzentren (mit Ausnahme Halle/Leipzig) eingestellt wurde.“

„Aus Sicht des Bayerischen Verkehrsministeriums konzentriert sich
die DB Fernverkehr AG zu sehr auf Gewinn bringende
Hochgeschwindigkeitsachsen. Weniger wirtschaftliche Verbindungen
werden ohne Rücksicht auf Länderinteressen eingestellt. Der Bund
nimmt seine im Grundgesetz verankerte Verantwortung für den
Fernverkehr nicht aktiv wahr“, stellt das Bayerische
Verkehrsministerium fest.

Aus dem Saarländischen Verkehrsministerium erhielt „Report Mainz“
diese Stellungnahme: „In 2012 ist ein weiteres IC-Zugpaar von/nach
Frankfurt/M. gestrichen worden. Die Landesregierung hat mehrfach
gegen diese Streichung protestiert und auf die Bedeutung einer
schnellen Anbindung des Saarlandes an den Fernverkehrsknoten Mannheim
hingewiesen. Vor dem Hintergrund der sehr guten Nachfrage bei den
ICE-Zügen auf der Verbindung Paris-Saarbrücken-Mannheim/Frankfurt/M.
fordert das Saarland zusammen mit seinen regionalen Partnern in
Rheinland-Pfalz und Frankreich die Einrichtung zumindest eines
weiteren Zugpaares auf dieser Relation.“

Die Deutsche Bahn erklärte „Report Mainz“ gegenüber,
„Fernverkehrszüge statt auf chronisch defizitären Strecken mit zu
wenig Fahrgastnachfrage bevorzugt dort einzusetzen, wo es zusätzliche
Nachfrage gibt.“ Bernhard Kaster, Parlamentarischer Geschäftsführer
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, erwiderte darauf: „Das muss man in
einer Gesamtrechnung betrachten, so wie man das auch immer über die
Jahre getan hat, und da kann es nicht sein, dass viele kleinere, aber
vor allen Dingen auch mittlere Städte so abgehangen werden, wie das
derzeit der Fall ist.“

Das bestätigt auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD). In seiner
Stellungnahme für „Report Mainz“ schreibt der Verband, auch aus Sicht
des VCD habe „sich das Angebot im Schienenpersonenfernverkehr
verschlechtert: Einstellung von Linien, Ausdünnung des Angebotes in
Tagesrandlagen und nachfrageschwachen Zeiten, Oberzentren werden
nicht mehr angefahren, Halte gestrichen, Abschaffung des
Interregios“.

Weitere Informationen finden Sie auf www.reportmainz.de. Zitate
gegen Quellenangabe frei. Bei Rückfragen rufen Sie bitte in der
Redaktion „Report Mainz“ an unter Tel.: 06131/929-33351.

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