Eine Grenze, die verbindet
Die Bebauung von Dinxperlo und Suderwick geht nahtlos ineinander über. Wäre da nicht die Grenze, die sich – in Form von gemalten, gelben Kreuzen auf der Straße – mitten hindurch schlängelt, könnte man meinen, hier handele es sich um einen einzigen Ort. Und so fühlen sich die insgesamt 10.000 Bewohner auch: Die deutschen Kinder gehen in den niederländischen Kindergarten, in den niederländischen Häusern fließt deutsches Leitungswasser, und im grenzüberschreitenden Seniorenheim sowie den Vereinen verständigt man sich im gemeinsamen Dialekt. Sogar die Polizei teilt sich ein Büro und geht zusammen auf Streife.
Die 17,5 Kilometer lange „GrenzenLos“-Wanderroute möchte diesen einzigartigen europäischen Alltag erlebbar machen und gleichzeitig in die Vergangenheit entführen. Ausgewählte Punkte entlang des Wegeverlaufs wie beispielsweise das Grenzlandmuseum erzählen von bemerkenswerten Ereignissen aus der gemeinsamen Geschichte. So sind die Kirchen in den beiden Orten außergewöhnliche Beispiele für Erfindungsreichtum in den Zeiten vor der Religionsfreiheit: Als in den Niederlanden das Katholizismus-Verbot in Kraft trat, bauten die Münsterländer eigens katholische Kapellen, um ihren katholischen Grenznachbarn den Kirchgang zu ermöglichen. Nachbarschaftshilfe in ungewohnter Form.
Auf Schmugglerpfaden
Auch Schmuggler hatten großes Interesse am Überschreiten der Grenze: Bis zur europaweiten Grenzöffnung waren Schmuggeleien ein lukratives Geschäft. Nicht nur Kaffee, Gewürze, Schnaps oder Zigaretten lohnten das Risiko, auch Geflügel war in früheren Zeiten ein beliebtes Gut auf dem Schwarzmarkt. Drei Bronzestatuen erinnern an diese Zeiten: der Mann mit dem Hahn, der Zöllner auf Beobachtungsposten und der Schmuggler vor dem geschlossenen Schlagbaum. Eine etwas andere Variante des Schmuggels trug sich bei der Grenzkorrektur 1963 zu: Am Abend zuvor parkten 400 LKW mit fast 2.000 Tonnen Butter im niederländischen Teil von Suderwick – und befanden sich um Punkt Mitternacht auf deutschem Grundgebiet. So gelang es den Grenzbewohnern über Jahrhunderte immer wieder, mit der „Einfuhr“ von Gütern ein Vermögen zu verdienen. Auch die „GrenzenLos“-Route steht ganz im Zeichen der Schmuggler und Zöllner.
Spuren aus alten Zeiten
Echte Grenzrelikte entdecken Besucher noch am ehemals offiziellen Grenzübergang/Hellweg. 1966 wurde hier ein gemeinsames Zollamt gebaut und schon 1920 stand in der Nähe ein Wachhäuschen für die Grenzposten, das sogenannte „Büdeken“. Dieses wurde im Herbst 2011 nachgebaut und dient heute als Informationspunkt. Zur Besichtigung des früheren Grenzübergangs Dinxperlo-West lädt jetzt ein Kunstwerk ein, das den Schlagbaum ersetzt hat. Von der Grenze geblieben sind nur noch einzelne historische Grenzsteine am Wegesrand.
Infoflyer
Die gut ausgeschilderte „GrenzenLos“-Route kann von zwei Punkten aus bewandert werden: Von deutscher Seite startet man am Touristischen Orientierungspunkt (TOP) Brüggenhütte, in den Niederlanden beginnt die Route am TOP Welinkbos. Ein Infoflyer zum Routenverlauf und den Sehenswürdigkeiten kann für 1,95 Euro auf www.grenzerlebnisse.de bestellt werden. Er ist außerdem in den Touristinformationen der beteiligten Orte erhältlich.
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