Es soll den verdienten Sieg des FC Schalke 04 bei
Bayern München nicht schmälern: Aber das Überraschende am 1:0 war
nicht etwa, dass Schalke mit berauschendem Fußball die großen Bayern
aus den Pantinen gekippt hätte. Das Ergebnis ist vor allem eins:
Ausdruck der schier unglaublichen Schwäche des Rekordmeisters.
Meisterschaft und Pokal sind verspielt, das Ende in der Champions
League eine Frage von noch ein, zwei Runden. Oder glaubt jemand
ernsthaft, diese Bayern kämen für einen europäischen Titel in Frage?
Es wird also nach Münchener Ansprüchen eine restlos verkorkste
Saison. Das Maß der Dinge heißt: Hannover 96. Am Samstag geht–s zum
Konkurrenten um Platz zwei und drei. Bayern bangt um die direkte
Qualifikation zur Champions League, und in der gegenwärtigen
Verfassung ist die frühere Laufkundschaft aus Hannover eine echte
Bedrohung.
Auf der Strecke könnte deshalb eine der spannendsten Verbindungen
der Liga bleiben. Louis van Gaal hat schon einmal gewackelt, das war
2009, als die Bayern Mühe hatten, ihren Trainer zu begreifen. Danach
haben sie begeisternden Fußball gespielt und dem Coach alles
durchgehen lassen: Seine Selbstgefälligkeiten. Seine
Fehleinschätzung, den Kader kaum zu verändern. Und jetzt wird Bayern
eiskalt erwischt: Das Team leidet unter einer geradezu grotesk
hilflosen Abwehr, es wirkt reduziert auf Arjen Robben und das immer
gleiche Ballgekreisel. Es wird über die Strecke einer ganzen Saison
vorgeführt von begeisternden Dortmundern, es wird an einem wichtigen
Abend geschlagen von vergleichsweise biederen Schalkern.
Und doch ist Louis van Gaal einer der wenigen Trainer, der München
eine fußballerische Identität vermitteln konnte. Und der nun von der
Hoffnung leben muss, in Hannover zu gewinnen und so über die nächste
Woche zu kommen. Fast könnte man Mitleid haben.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de
Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen