WAZ: Fifa setzt die WM in den Sand. Kommentar von Dirk Graalmann

Und die Erde war wüst und leer. So fing es an.
Inzwischen ist das Emirat Katar am Persischen Golf immer noch Wüste,
aber längst ein Staat, in dem alles möglich ist. Seit gestern sogar
eine Fußball-WM. In einem Land, das kleiner ist als
Schleswig-Holstein und in dem so viele Menschen leben wie in Köln.

Dafür ist es im subtropischen Katar aber immer trocken, das
Thermometer steigt bis auf knapp 50 Grad Celsius. Staatsreligion ist
der Islam und es gilt die Scharia.

All– das spielt in den Werbebildern der Fußball-WM 2022 keine
Rolle. Man wird futuristische Arenen sehen, die sämtlich voll
klimatisiert sind und in denen die Fans bei 27 Grad nicht mehr als
nötig ins Schwitzen geraten. Alles wird piekfein organisiert sein, es
wird an keinerlei Luxus mangeln, mehr Komfort wird kaum möglich sein.
Und doch bleibt es ein Kunstprodukt, die Illusion eines
Fußball-Festes.

Der Fußball-Weltverband Fifa hat die WM 2022 im doppelten Sinne in
den Sand gesetzt. Das Schlimmste daran: Es geschah nicht nur grob
fahrlässig, sondern vorsätzlich. Die Wahl Katars ist das Ergebnis von
Korruption und Mauschelei. Der Sport wird auf dem Altar des
unbegrenzten Geldes geopfert. Kapital schlägt Vernunft.

Wenn die WM 2006 in Deutschland ein „Sommermärchen“ war, so ist
die WM 2022 in Katar vor allem eins: ein Sommer-Albtraum. Oder ganz
simpel: ein Skandal.

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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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